Leer. Die Windenergie ist einer der bedeutendsten Wirtschafts-, Export- und Wachstumsfaktoren der
Energiebranche in Deutschland. Der Erfolg in internationalen Märkten ist abhängig von einem breit
getragenen, stabilen Heimatmarkt, in dem Innovationen gedeihen können. Entwicklungen wie der
Stellenabbau, die Verlagerung von Aktivitäten ins Ausland und der negative Marktausblick für den
deutschen Markt geben Anlass zur Sorge. Um die Zukunftsindustrie in Deutschland und insbesondere auch im „Wind-Hub Weser-Ems“ zu sichern, ist dringender Handlungsbedarf erkennbar. Um die Perspektiven und Handlungsansätze zu diskutieren, fand am 5. März 2019 auf Einladung des Strategierates Maritime Wirtschaft Weser-Ems, der MARIKO GmbH, der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg, der WAB e.V. sowie der Hochschule Emden/Leer die Veranstaltung „Dialog Regional: Stillstand der Energiewende und ihre Auswirkung auf die Maritime Wirtschaft“ statt.
Andreas Wellbrock (WAB e.V.) stellte den rund 70 Teilnehmern dar, dass es unerlässlich sei, neue Märkte für Windstrom zu entwickeln, Synergien aus der Sektorenkopplung auszuschöpfen sowie derzeitige Finanzierungsmodelle zu überdenken. Diese Einschätzung teilten auch die Teilnehmer der Podiumsgespräche, die sich aus Vertretern der maritimen und der Energiewirtschaft zusammensetzten. Menno Pidun (AG Reederei Norden Frisia) und Marcel Diekmann (AG EMS/EMS Maritime Offshore) sprachen sich insbesondere fürdie Aufhebung der Deckelung des Ausbaus der Windkraft aus, die ungerechtfertigt sei und sich schädigend für die Branche auswirke. Diese Einschätzung teilten auch Prof. Dr. Gerhard Kreutz (Hochschule Emden/Leer) und Dr. Jan Amelsbarg (IHK für Ostfriesland und Papenburg), die die Bundesregierung aufforderten, das Versprechen einzuhalten, Sonderausschreibungen umzusetzen und das Doppelvermarktungsverbot zu lockern. Diese Notwendigkeit sehen auch Gerhard Untiedt (MEYER WERFT) und Wolfgang Hintzsche (VDR), die verdeutlichten, dass in Zukunft nicht nur für die Schifffahrt enorme Mengen an regenerativ erzeugten Kraftstoffen benötigt würden, für deren finanzierbare Produktion und Nutzung sich Politik und Wirtschaft einsetzen müssen. Diese Herausforderung sieht auch Werner Repenning (NPorts) und plädiert für die Förderung von regenerativen Energien auch an den Häfen. Er berichtet in diesem Zusammenhang vom Projekt „WASh2Emden“, im Zuge dessen am Hafen Emden untersucht wird, welche Möglichkeiten bestehen, Wasserstoff aus Überschuss-Windstrom zu erzeugen und Nutzern im Hafen zur Verfügung zu stellen.
Diese und weitere Anschauungsprojekte liefern nicht nur Erkenntnisgewinn, sondern können zudem dazu beitragen, auch die Akzeptanz der Bevölkerung anzuheben. Diese Akzeptanz ist nach Ansicht von Wilhelm Pieper (LEE Niedersachsen-Bremen) und Dr. Heiko Rüppel (Enercon) essentiell für den Erfolg der Windenergie-Branche. Die Windenergie ist für die Wertschöpfung insbesondere im ländlichen Raum immanent und ein wesentlicher Baustein zur Erreichung der Emissionsreduktionsziele für 2050. Dies gilt es „auf allen Ebenen“ zu kommunizieren. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Bevölkerung müssen darauf eingeschworen werden, die Energiewende voranzutreiben. Dazu möchte der Strategierat Maritime Wirtschaft Weser-Ems mit Hilfe eines Positionspapiers und weiterer Aktivitäten beitragen, so Matthias Groote, Landrat im Landkreis Leer und lädt interessierte Akteure ein, sich an diesem Prozess zu beteiligen.
Die Präsentation von Andreas Wellbrock (WAB e.V.) ist auf der MARIKO Homepage zum Download verfügbar: www.mariko-leer.de/downloads/praesentationen/