Gleichstrom-Erdkabel-Projekt „B-Korridor“: Windstrom aus dem hohen Norden für Nordrhein-Westfalen

- Zwei Vorhaben verbinden Heide und Polsum sowie Wilhelmshaven und die Region Hamm und machen überregionale Stromversorgung zukunfts- und versorgungssicher - TenneT hat erste Vorplanungen gestartet und setzt auf frühzeitigen Dialog; voraussichtlich ab Herbst 2022 formelles Verfahren mit Bundesfachplanung - Politische Unterstützung aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein

Um große Mengen an norddeutscher Windenergie zielgerichtet in die Wirtschafts- und
Metropolregionen Nordrhein-Westfalens transportieren zu können, werden die
Übertragungsnetzbetreiber TenneT und Amprion bis 2030 das neue Gleichstrom-Erdkabel-Projekt
„B-Korridor“ realisieren. Politische Unterstützung erhält das Projekt von den Ländern
Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Das Netzausbauprojekt besteht aus zwei einzelnen
Verbindungen und wurde mit dem im Februar verabschiedeten Bundesbedarfsplangesetz als
notwendig bestätigt. Zusätzlich soll es das Drehstromnetz in Schleswig-Holstein und
Niedersachsen ergänzen und entlasten.

TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens sagte: „TenneT bringt in die Planungen und den Bau
des B-Korridors seine weitreichenden Erfahrungen und Expertise aus einem Dutzend Offshore-
Netzanbindungen und Interkonnektoren ein. Der Einsatz von Hochspannungsgleichstromübertragung
(HGÜ) ist für uns eine erprobte Technologie. Bereits vor Beginn des ersten offiziellen
Genehmigungsverfahrens wollen wir umfassend und transparent informieren und erste informelle
Hinweise zur Planung entgegennehmen.“

Da zunächst der Untersuchungsrahmen sowie ein zu untersuchendes Korridornetz definiert
werden, sind zum jetzigen Planungsstand ausschließlich großflächige Hinweise relevant. Neben
dieser informellen Beteiligung bietet auch die Bundesnetzagentur sowohl während der
Bundesfachplanung als auch im Planfeststellungsverfahren über Erörterungstermine und
Antragskonferenzen weitere Möglichkeiten, sich formell zu beteiligen und Stellungnahmen
abzugeben.

Olaf Lies, Niedersächsischer Energieminister, sagte: „Niedersachsen ist das Bundesland, das am
meisten Windenergie auf See und an Land produziert, aber der Strom muss auch dorthin
gelangen, wo er gebraucht wird. Der Zeitdruck wächst hier stetig, da wir alles daran setzen müssen, unsere selbstgesteckten Ziele beim Klimaschutz, zu erreichen. Die Energiewende als
Grundbaustein des Klimaschutzes kann aber nur gelingen, wenn der Netzausbau zügig und
möglichst raumverträglich umgesetzt wird. Der B-Korridor ist ein wichtiger Baustein der
Energiewende und wird für Niedersachsen und die anderen beteiligten Länder einen hohen
Nutzen bringen.“

Olaf Lies sagte weiter: „Für ein HGÜ-Gesamtkonzept stellt das ‚Multi-Terminal-System
(MT-System)‘ mittelfristig gesehen eine zukunftsweisende Lösung in der
Hochspannungsgleichstromtechnologie mit den sogenannten ‚DC-Hubs‘ dar. Die DC-seitige
Verknüpfung mehrerer Gleichstromabschnitte ermöglicht Effizienz und Netzflexibilisierung unter
maximaler Ausnutzung des vorhandenen Gesamtsystems. Die Planung sollte dann in einem
entsprechenden Gesamtkonzept Regelzonengrenzen überschreitend erfolgen. Die Prüfung der
Möglichkeit des Baus von Multiterminals an den Netzverknüpfungspunkten Rastede und
Wilhelmshaven 2 wird von der Landesregierung ausdrücklich unterstützt.
Die gute Zusammenarbeit zwischen dem Land Niedersachsen, den Behörden im Land und den
Übertragungsnetzbetreibern soll fortgeführt werden, sodass auch künftig die Belange der
Menschen vor Ort, insbesondere auch die der Landwirtschaft durch den Erdkabelvorrang,
bestmöglich in der Planung berücksichtigt werden. Niedersachsen setzt dabei weiterhin auf die
bewährte Regelzonenverantwortung der zuständigen Netzbetreiber. Das Land und TenneT setzen
auf intensiven Dialog mit allen Betroffenen.“

Jan Philipp Albrecht, Energiewendeminister in Schleswig-Holstein sagte: „Das Energiewendeland
Schleswig-Holstein kann mit dem B-Korridor seinen grünen Strom in Zukunft noch mehr in die
starken Verbrauchszentren leiten. Schleswig-Holstein produziert heute – und künftig noch mehr –
einen enormen Überschuss an erneuerbarer Windenergie, der ab 2030 über die neue Verbindung
in den Westen Deutschlands abtransportiert werden kann. Dieses Netzausbauprojekt trägt somit
maßgeblich zu einer erfolgreichen Energiewende bei. Der B-Korridor ist ein Gleichstromprojekt.
Hierfür gilt der Erdkabelvorrang. Mit der Bevölkerung, vor allem den Flächeneigentümern, also
häufig den Landwirten, sowie natürlich mit Blick auf Naturschutz und Umweltbelange gilt es, eine
verträgliche Umsetzung durch einen guten Korridorverlauf zu finden.“

Tim Meyerjürgens betonte: „Deutschland hat sich mit der Energiewende ehrgeizige Ziele gesetzt:
Die Senkung der CO2-Emissionen, den Ausstieg aus Kernkraft und Kohlestrom und den raschen
Zubau von erneuerbarer Energie. Damit dies gelingen kann, braucht es den zügigen Ausbau
eines damit einhergehend leistungsstarken und ausbalancierten Stromnetzes.
Gleichstromleitungen spielen dabei eine wichtige Rolle, denn sie transportieren große Mengen
Strom verlustarm über sehr weite Strecken.“

B-Korridor besteht aus zwei Gleichstrom-Erdkabel-Verbindungen
Der „B-Korridor“ besteht aus zwei Gleichstrom-Erdkabel-Leitungen zwischen Heide in Schleswig-
Holstein und Polsum (NRW) sowie Wilhelmshaven (Niedersachsen) und der Region Hamm
(NRW), die jeweils eine Kapazität von zwei Gigawatt und einer Länge von insgesamt knapp 700
Kilometer haben. Mit vier Gigawatt kann rein rechnerisch der Strombedarf von rund zehn Millionen Haushalten gedeckt werden. An den Start- und Endpunkten sind jeweils Konverter und
Umspannwerke nötig, um die Leitung an das Drehstromnetz anzuschließen. Der B-Korridor
besteht aus zwei Vorhaben:

- Das Vorhaben DC21b (Bezeichnung gemäß Netzentwicklungsplan) wird vom
Netzverknüpfungspunkt Wilhelmshaven circa 267 Kilometer durch Niedersachsen und
Nordrhein-Westfalen bis in den Raum Hamm führen.

- Das Vorhaben DC25 verläuft vom Umspannwerk Heide/West in Schleswig-Holstein über
circa 407 km durch Niedersachsen bis ins nordrhein-westfälische Polsum bei Marl.

Der B-Korridor ist – neben SuedLink – das größte Gleichstromprojekt von TenneT. Mit dem
Bundesbedarfsplangesetz vom 25. Februar 2021 wurde der gesetzliche Auftrag erteilt, dieses
Vorhaben zu planen und zu realisieren. Er soll bis zum Jahr 2030 in Betrieb gehen.

Für beide Verbindungen ist der Erdkabelvorrang gesetzlich festgelegt. Damit geht TenneT bei der
Planung von 100 Prozent Erdkabel aus. Außerdem ist die gemeinsame Querung der Elbe mit dem
SuedLink im Gesetz festgeschrieben. Darüber hinaus enthielten die Übertragungsnetzbetreiber
den Auftrag, die Bündelung der beiden Verbindungen auf einer gemeinsamen Stammstrecke zu
untersuchen. Zum jetzigen frühen Planungsstand können allerdings noch keine Aussagen darüber
getroffen werden, ob und wenn ja in welchem Umfang die beiden Verbindungen auf einer
Stammstrecke sinnvoll gebündelt werden können.

Bundesfachplanung
Mit Erlass des Bundesbedarfsplangesetztes startet die Vorbereitung auf das formelle, zweistufige
Genehmigungsverfahren. Da es sich um ein länderübergreifendes Projekt handelt, durchläuft der
B-Korridor – gesetzlich festgelegt durch das Netzausbaubeschleunigungsgesetz – zunächst eine
voraussichtlich im Herbst 2022 startende Bundesfachplanung und anschließend ein
Planfeststellungsverfahren. Die zuständige Genehmigungsbehörde ist die Bundesnetzagentur, die
das Verfahren leitet und letztlich auch über den Verlauf der Stromleitung entscheiden wird.

TenneT
TenneT ist ein führender europäischer Netzbetreiber, der sich für eine sichere und zuverlässige
Stromversorgung einsetzt – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Wir gestalten die Energiewende für
eine nachhaltige Energiezukunft. Als erster grenzüberschreitender Übertragungsnetzbetreiber planen,
bauen und betreiben wir ein fast 24.000 km langes Hoch- und Höchstspannungsnetz in den Niederlanden und Deutschland und sind einer der größten Investoren in nationale und internationale Stromnetze, an Land und auf See. Jeden Tag geben unsere 5.700 Mitarbeiter ihr Bestes und sorgen mit Verantwortung, Mut und Vernetzung dafür, dass sich mehr als 42 Millionen Endverbraucher auf eine stabile Stromversorgung verlassen können. Lighting the way ahead together.

Was ist der (gelb hervorgehobene) Datenvorhalteraum?
Der Datenvorhalteraum ist der Raum, der untersucht wird, um das Trassenkorridornetz zu entwickeln. Der Umfang des Datenvorhalteraums zwischen den Netzverknüpfungspunkten basiert auf Vorgaben des Umweltberichts zum Bundesbedarfsplan. Aus diesem großflächigen Raum werden sämtliche
Datengrundlagen, beispielsweise zu Natur- und Wasserschutzgebieten oder zur ländlichen Entwicklung, aus den Ministerien und Landkreisen zusammengetragen und aufbereitet. Aktuell befinden sich knapp 30 Landkreise ganz oder zum Teil im Datenvorhaltraum und mehrere 100 Gemeinden. Ob die jeweiligen Landkreise und Gemeinden später von einem der Trassenkorridore berührt werden, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.

Warum sind die Luftlinien zwischen den Netzverknüpfungspunkten abgebildet?
In einem ersten Planungsschritt wird der Datenvorhalteraum nach Raum- und Umweltkriterien analysiertund strukturiert. In einer Widerstands-Entfernungs-Analyse werden dann für jeden Raum hoheRaumwiderstände in ein Verhältnis zu einem möglichst kurzen Verlauf (Luftlinien) gebracht. Auf dieseWeise wird ein Raum berechnet, der möglichst kurze Verbindungen erlaubt und zugleich möglichst wenigeräumliche und bautechnische Hindernisse enthält. Das Ergebnis ist ein länglicher, strukturierter Untersuchungsraum zwischen den Netzverknüpfungspunkten, der in den nächsten Monaten erarbeitet wird.

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