Berlin, 26. Juni2019. Eine Studie von BioConsult SH, IBL Umweltplanung und dem Institut für ange-wandte Ökosystemforschung (IFaOe) hat die Auswirkungen von Rammarbeiten beim Bau von Offs-hore-Windparks und den damit entstehenden Schallentwicklungen auf Schweinswale in der deutschen Nordsee untersucht. Negative Auswirkungen der Bauvorhaben auf das dortige Schweinswalvorkom-men konnten dabei nicht festgestellt werden.
Die Studie „Auswirkungen von Offshore-Rammarbeiten auf Vorkommen des Schweinswals in der Deut-schen Bucht“ (kurz: Gesamtstudie Schallauswirkungen 2 / GESCHA 2) wurde im Auftrag des Bundes-verbandes der Windparkbetreiber Offshore (BWO) für zehn Unternehmen aus der Offshore-Windbran-che erstellt. Die Studie berücksichtigt Hydroschalldaten sowie Daten von Schweinswalzählungen aus dem Flugzeug in der deutschen Bucht aus den Jahren2014 bis 2016 sowie die Datenbasis einer Vor-gängerstudie von 2009-2013. Insgesamt wurden dabei Daten von 2.557 Tagen analysiert und ausge-wertet.
Die beteiligten Unternehmen hatten sich nach der positiven Resonanz auf die Ergebnisse der GESCHA-1-Studie im Jahr 2017 entschieden, die GESCHA-2-Studie in Auftrag zu geben.Es sollte damit ein wei-terer wissenschaftlicher Beitrag zur Diskussion um Schallschutzmaßnahmen geleistet werden, da mög-liche Effekte auf Bestandsebene fundiert besser über einen längeren Beobachtungszeitraum ausge-schlossen werden können.
Der Schweinswal ist die einzige Walart, die ganzjährig in der deutschen Nord-und Ostsee vorkommt und hat daher für den Naturschutz eine besondere Bedeutung. Hinzu kommt, dass Schweinswale grundsätzlich als gefährdet gelten. Hierbei können die Forscher mit ihren Ergebnissen Entwarnung ge-ben und die Vorgängerstudie aus dem Jahr 2016 bestätigen. Zwar lassen sich trotz gut funktionieren-der Schallschutzmaßnahmen kurzzeitige Scheucheffekte bis in eine Entfernung von10-20 km während derRammarbeiten feststellen, allerdings kehren die Tiereca. 24 Stundennach deren Ende zurück. Da keine messbare Abnahme der Detektionsraten von Schweinswalen an den Dauermess-Stationen in der deutschen Nordsee festgestellt werden konnte, kann ein Effektder BauvorhabenaufPopulationse-bene nicht nachgewiesen werden.
„Die gute Nachricht für den Artenschutz ist dabei gleichzeitig auch eine positive für die Energiewende“ so Uwe Knickrehm, Geschäftsführer des BWO, „zeigt sie doch, dass der dringend notwendige Ausbau der Offshore-Windenergie und ein nachhaltiger Arten-und Naturschutz nicht im Konflikt stehen müs-sen, sondern dass Klimaschutz und Naturschutz mit geeigneten Maßnahmen in Einklang gebracht wer-den können.“
Ziel der Studie ist es, den Dialog mit Behörden und Umweltverbänden zu unterstützen und auf eine transparente Diskussionsgrundlage zu stellen.
Zum technischen Hintergrund: Windenergieanlagen auf hoher See stehen auf bis zu 40 Meter langen zylindrischen Fundamenten, so genannten Monopiles, die im Meeresboden verankert werden. Hierbei entstehen kurzzeitig Schallemissionen, die durch aufwändige Schallminderungsmaßnahmen, wie zum Beispiel „Blasenschleier“, deutlich reduziert werden können. Diese Technik kommt heutzutage standardmäßig beim Bau von Offshore-Windparks in Deutschland zum Einsatz. Darüber hinaus arbeitet die Offshore-Industrie an neuen Verfahren, die die Schallemissionen erheblich reduzieren. Hierzu zählt beispielsweise das„Einrütteln“ der Monopiles in den Seebodenoder die „Suction Bucket“-Methode. Über den Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore e.V.
Der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO e.V.) ist der Bundesverband aller Unternehmen, die in Deutschland Windparks planen, errichten und betreiben. Damit bündelt der BWO die Kraft und das Know-how für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland und Europa. Der BWO wurde Anfang 2015 zunächst als Ar-beitsgemeinschaft Offshore-Wind (AGOW) gegründet und hat mittlerweile 18 Mitglieder. Die Studie wurde im Auftrag des BWO für folgende Unternehmen erstellt: EnBW Energie Baden-Württemberg AG, E.ON Climate& Renewables GmbH, Equinor Deutschland GmbH, Iber-drola Renovables Deutschland GmbH, innogy SE,Northland Deutsche Bucht GmbH, Ørsted,Offshore Forum Windenergie GbR,TenneT Offshore GmbH und Vattenfall Europe Windkraft GmbH