Ostküstenleitung: Startschuss für die sofortige Umsetzung im ersten Bauabschnitt

• Kieler Behörde genehmigt Baumaßnahmen und übergibt Planfeststellungsbeschluss an TenneT • Damit ist der Weg frei, um sämtliche Baumaßnahmen auf der rund 50 Kilometer langen Teilstrecke konsequent umzusetzen

Das Amt für Planfeststellung Energie in Kiel hat heute den Planfeststellungsbeschluss für den ersten Abschnitt der Ostküstenleitung erlassen. Damit ist der Weg für den Übertragungsnetzbetreiber TenneT frei, um sämtliche Baumaßnahmen auf der rund 50 Kilometer langen Teilstrecke vom Kreis Segeberg bis zum Raum Lübeck konsequent umzusetzen.

Im jetzt genehmigten ersten Abschnitt „Kreis Segeberg – Raum Lübeck“ werden technische Innovationen realisiert: So werden in Henstedt-Ulzburg und Kisdorferwohld Teile der Drehstromleitung unterirdisch verlegt. Damit gehört die Ostküstenleitung zu den wenigen nationalen Pilotprojekten, bei denen Drehstromleitungen als Erdkabel verlegt werden können.

Eine weitere Besonderheit, die jetzt vom Amt für Planfeststellung Energie genehmigt wurde: In Henstedt-Ulzburg kommt in einem Teilabschnitt der insgesamt 4,1 km langen Erdkabel-Trasse ein neues Bohr-Verfahren zum Einsatz. Die Erdkabel werden mittels „Rohrvortrieb“ in einem „Düker“ verlegt – die Bohrung kann damit durchgängig auf 965 Meter vorgenommen werden. Durch diese  Technologie werden nur noch zwei statt zwölf Bohrungen durchgeführt, Grundwasser und Quelltöpfe der Pinnau noch besser geschont und der Flächenbedarf um 70 Prozent reduziert. Zusätzlich ist dieses Verfahren noch besser für die eiszeitlichen Böden mit Findlingsvorkommen geeignet. Mit der Beantragung des Düker-Rohrvortriebs reagierte TenneT auch auf die Findlings-Hinweise aus dem Bürger-Dialog.

TenneT-COO Tim Meyerjürgens: „Die Wahl der innovativen Rohrvortriebsverfahren in Henstedt-Ulzburg zeigt, dass wir die Bedenken vor Ort ernst nehmen und gemeinsam um die besten Lösungen ringen. Die anstehende Bauphase werden wir auch weiterhin in konstruktiver Zusammenarbeit mit der Bevölkerung organisieren.“

Schleswig-Holsteins Energiewendestaatssekretär Joschka Knuth freute sich über die Genehmigung: „Die Ostküstenleitung wird zu einer der wichtigsten Energieachsen in unserem Bundesland. Wir brauchen sie, um Windenergie und Photovoltaik an unserer Ostseeküste weiter auszubauen und für den Stromaustausch mit Schweden über das Baltic Cable. Der Baubeginn ist ein weiteres Etappenziel auf dem Weg hin zu einem Klimaneutralitätsnetz. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten soll Bau der Leitung nun im Schleswig-Holstein-Tempo vorangetrieben werden. Das Projekt wird auf der Höhe der Zeit umgesetzt. Nicht nur greifen hier bereits seit einem dreiviertel Jahr frühzeitige Baumaßnahmen. TenneT setzt als Vorhabenträger auch auf eine innovative Bohrtechnik, die es ermöglicht, die Zahl notwendiger Bohrungen zu reduzieren und die angrenzenden Gewässer zu schonen.“

Mit dem heutigen Planfeststellungsbeschluss hat TenneT grünes Licht erhalten, um mit sämtlichen Baumaßnahmen auf Abschnitt eins zu beginnen und damit ein wichtiges Projekt der Energiewende weiter konsequent voranzutreiben. Ermöglicht wurde dieser Schritt durch §44c des Energiewirtschaftsgesetz. Er sieht vor, dass Teile einer beantragten Planung bereits vor dem offiziellen Planfeststellungsbeschluss realisiert werden können. Die Fertigstellung des ersten Abschnitts ist für das Jahr 2025 geplant – die gesamte Ostküstenleitung wird im Jahr 2027 in Betrieb gehen. 

Hintergrund

Die 380-kV-Ostküstenleitung ist ein Kernprojekt der Energiewende und Netzstabilität in Deutschland. Sie wird zünftig Windstrom aus Ostholstein in die Verbrauchszentren im Süden der Republik leiten und – über das Baltic Cable – das deutsche Stromnetz mit dem europäischen Verbundnetz verbinden. Die komplette Ostküstenleitung reicht von Göhl in Ostholstein bis nach Henstedt-Ulzburg im Kreis Segeberg und besteht aus drei Planungsabschnitten. Die neue Höchstspannungsleitung ist ca. 115 Kilometer lang und wird ca. 285 Maststandorte umfassen.

 

Bereits im Oktober 2022 hatte TenneT einen Antrag auf vorzeitigen Baubeginn der Ostküstenleitung für Teile des ersten Abschnitts gestellt, welcher am 15. Dezember 2022 vom Amt für Planfeststellung Energie genehmigt wurde. Anschließend wurden bereits erste Maßnahmen ungesetzt, bei denen TenneT die Zustimmungen aller Flächen-Betroffenen zum Bau und Trassenverlauf vorlagen. So wurde zum Jahreswechsel mit dem Gehölzrückschnitt begonnen. Anschließend erfolgten Wegebau-Maßnahmen und die Vorbereitung der Arbeitsflächen. Erste Baumaßnahmen starteten nach dieser Bauvorbereitung. 34 Masten befinden sich in der Errichtung, neun Masten sind bereits komplett gestockt – ebenso werden umfassende Baumaßnahmen im Erdkabelabschnitt Kisdorferwohld durchgeführt.

 

Weitere Abschnitte der Ostküstenleitung

Die beiden anderen Abschnitte der Ostküstenleitung befinden sich ebenfalls im Planfeststellungsverfahren, Abschnitt zwei seit Mitte April 2022, Abschnitt drei seit Ende August 2022.

Der zweite Abschnitt („Raum Lübeck-Siems“) hat eine Länge von rund 15 Kilometern und umfasst ca. 40 Maststandorte. In diesem Abschnitt verlaufen derzeit zwei 110-kV-Leitungen der SH-Netz AG über die Gemeindegebiete von Stockelsdorf, Bad Schwartau, Ratekau und der Stadt Lübeck hinweg. Diese Leitungen befinden sich teilweise über Wohngebäuden in der Stadt Bad Schwartau und in Ratekau, in Waldgebieten westlich von Ratekau und nördlich des Lübecker Stadtteils Siems sowie in einem Naturschutzgebiet östlich von Ratekau. Mit Ausnahme eines kurzen Teilabschnitts werden diese Leitungen zurückgebaut und auf den Masten der neuen 380-kV-Leitung mitgeführt – insgesamt werden 88 Masten zurückgebaut. Eine Entscheidung der Behörde im Planfeststellungsverfahren wird voraussichtlich im Frühjahr 2024 erfolgen, die Inbetriebnahme 2026.

Der dritte Abschnitt („Raum Lübeck-Raum Göhl“) erstreckt sich auf knapp 50 Kilometer und ca. 134 Maststandorte. Auch in diesem Abschnitt sind in enger Abstimmung mit SH Netz 110-kV-Freileitungsmitnahmen geplant. So können im Bereich Ratekau bis Altenkrempe sowie im Oldenburger Bruch insgesamt 97 der aktuell bestehenden 110-kV-Masten zurückgebaut werden – sobald die neue Leitung in Betrieb ist. Der Planfeststellungsbeschluss für diesen Abschnitt wird im Jahr 2024 erwartet, die Inbetriebnahme erfolgt voraussichtlich 2027.

Die behördliche Zulassung für Abschnitt eins kann unter folgender Internet-Adresse eingesehen werden: http://www.schleswig-holstein.de/AfPE

Über TenneT

TenneT ist ein führender europäischer Netzbetreiber. Wir setzen uns für eine sichere und zuverlässige Stromversorgung ein – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Wir gestalten die Energiewende mit – für eine nachhaltige, zuverlässige und bezahlbare Energiezukunft. Als erster grenzüberschreitender Übertragungsnetzbetreiber planen, bauen und betreiben wir ein fast 25.000 Kilometer langes Hoch- und Höchstspannungsnetz in den Niederlanden und großen Teilen Deutschlands und ermöglichen mit unseren 17 Interkonnektoren zu Nachbarländern den europäischen Energiemarkt. Mit einem Umsatz von 9,8 Milliarden Euro und einer Bilanzsumme von 41 Milliarden Euro sind wir einer der größten Investoren in nationale und internationale Stromnetze, an Land und auf See. Jeden Tag geben unsere 7.400 Mitarbeiter ihr Bestes und sorgen im Sinne unserer Werte Verantwortung, Mut und Vernetzung dafür, dass sich mehr als 43 Millionen Endverbraucher auf eine stabile Stromversorgung verlassen können.

 

Lighting the way ahead together