Altötting, 6. März 2024 – TenneT und das Bayernwerk haben heute in Altötting den erforderlichen Ausbau des Stromnetzes vorgestellt, der eine entscheidende Rolle für die Industrietransformation der energieintensiven Unternehmen im Bayerischen Chemiedreieck spielt. Die Netzausbaupläne basieren auf detaillierten Strombedarfsprognosen der Wacker Chemie AG, OMV Deutschland GmbH und des Chemieparks GENDORF. Auf dem Weg hin zur Klimaneutralität werden die Firmen künftig an ihren Standorten im Chemiedreieck deutlich mehr elektrische Energie benötigen.
Das Bayerische Chemiedreieck steht vor wegweisenden Veränderungen. Um die Energiewende voranzutreiben und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren, setzen die energieintensiven Unternehmen des Chemiedreiecks auf die Transformation ihrer Industrieprozesse. Im Fokus steht dabei die Elektrifizierung. Auf dieser Basis haben die Unternehmen ihren Strombedarf für die kommenden Jahrzehnte berechnet: Sie gehen davon aus, dass ihr Bedarf bis 2050 beim 2,5-fachen des heutigen Strombezugs liegt, nämlich bei einer Leistung von rund zwei Gigawatt. Das macht eine umfassende Modernisierung und den Ausbau der Netzinfrastruktur in den Landkreisen Rottal-Inn und Altötting erforderlich. Für die regional und international bedeutenden Chemieunternehmen ist dieser Ausbau von entscheidender Bedeutung, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und den Wirtschaftsstandort langfristig zu sichern.
Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher der Initiative ChemDelta Bavaria, unterstreicht die Notwendigkeit des Netzausbaus für die Unternehmen in der Region: „Bereits jetzt verbraucht das Chemiedreieck mehr als fünf Terawattstunden Strom pro Jahr. Das ist rund ein Prozent des gesamtdeutschen Strombedarfs. In Zukunft wird dieser Wert noch deutlich ansteigen, schließlich gilt es, mit nachhaltig erzeugtem Strom den Sprung zur Klimaneutralität zu schaffen – etwa, indem wir unseren zwingend benötigten Prozessdampf mit strombetriebenen Wärmepumpen anstelle von Gaskraftwerken erzeugen. Die dafür notwendigen Strommengen können nicht nur in der Region erzeugt werden, sie müssen im Wesentlichen von außen herangeführt werden. Deswegen ist ein deutlicher Ausbau der Netzinfrastruktur für uns von essenzieller Bedeutung. Der Bau der zweiten 380-kV-Leitung muss schnellstmöglich und ohne Verzögerungen erfolgen.“
TenneT wird mit dem Bau einer neuen 380-Kilovolt-Freileitung zwischen Burghausen und Simbach am Inn und je einem neuen Umspannwerk in Burghausen und Simbach sowie einer neuen Schaltanlage im Suchraum Zeilarn die Versorgung der ansässigen energieintensiven Industrieunternehmen sowie der Bürgerinnen und Bürger mit nachhaltig erzeugtem Strom sichern.
Tim Meyerjürgens, COO von TenneT, betont die Bedeutung des Übertragungsnetzes: „Der Ausbau des Höchstspannungsnetzes im Bayerischen Chemiedreieck ist ein wesentlicher Schritt, um die Region zukunftsfähig zu machen und den Wirtschaftsstandort zu stärken. Die geplanten Maßnahmen legen den Grundstein für die Transformation der ansässigen Unternehmen und somit für den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region. Darüber hinaus trägt der Netzausbau dazu bei, die Strompreise zu stabilisieren, indem er die Übertragungskapazität erhöht und somit die Notwendigkeit von Eingriffen ins Netz reduziert. Dies wird langfristig dazu beitragen, die hohen Kosten für die Engpassbewirtschaftung zu senken." Mit Blick auf die weiteren Planungen betont Meyerjürgens daher: „Uns ist es wichtig, die Öffentlichkeit von Anfang an mit einzubeziehen, denn der Netzausbau in Bayern ist für eine sichere und zuverlässige Stromversorgung von morgen alternativlos. Gleichzeitig sind wir auf die Unterstützung vor Ort angewiesen, damit wir gemeinsam mit allen Beteiligten den Netzausbau konsequent vorantreiben und rasch in die Realisierung bekommen.“
Das Bayernwerk beginnt bereits in diesem Jahr mit Netzbau-Maßnahmen in der Region, um erste Leistungserhöhungen für seine Industriekunden bereitzustellen. „Es liegt uns am Herzen, dass wir unseren Kunden möglichst schnell eine klimaneutrale Energieversorgung mit grünem Strom ermöglichen. Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Unternehmen, aber auch der ganzen Region. Denn vom Ausbau des Hochspannungsnetzes profitieren nicht nur die Industrieunternehmen. Wir werden in einem hochmodernen Netz auch mehr lokal erzeugten Ökostrom im Netz aufnehmen und verteilen können. Wir planen zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes in der Region die umfassende Erneuerung und den massiven Ausbau des Netzes“, sagt Robert Pflügl, Geschäftsführer der Bayernwerk Netz GmbH. Die Planungen des Verteilnetzbetreibers setzen dafür überwiegend auf die Modernisierung und Verstärkung vorhandener Leitungen, sodass die Eingriffe in die Natur und den Lebensraum der Menschen durch den Netzausbau so gering wie möglich bleiben.
In diesem Zusammenhang lobt Erwin Schneider, Landrat von Altötting, die Informationspolitik der Unternehmen und sichert seine Unterstützung zu: „Wir befinden uns derzeit zweifelsohne in einem Transformationsprozess, der unser gesamtes Wirtschaftsleben erfasst. Der Ausbau des Stromnetzes ist daher ein zentraler Baustein, den hohen Energiebedarf der chemischen Industrie auch in Zukunft zu decken. Daher freuen wir uns, dass die zentralen Akteure heute gemeinsam den Start für die zukunftssichere Stromversorgung des Chemiedreiecks vereinbart haben.“
Geplante Maßnahmen für die klimaneutrale Zukunft des Bayerischen Chemiedreiecks
Am 1. März 2024 bestätigte die Bundesnetzagentur den Netzentwicklungsplan Strom 2037/2045 (2023) der vier Übertragungsnetzbetreiber und damit auch die Notwendigkeit des Projekts P474. Das Projekt sieht eine neue 380-KV-Freileitung zwischen Burghausen und Simbach am Inn vor, zwei neue Umspannwerke in Burghausen und Simbach sowie eine Schaltanlage im Raum Zeilarn. Die Bestätigung durch die Bundesnetzagentur ermöglicht TenneT nun den Beginn der Planung eines Trassenkorridors. Im ersten Schritt werden zeitnah Flächen für die Umspannwerke und die Schaltanlage gesucht, die als Knotenpunkte der Netzplanung maßgeblich für die weitere Planung sind. Das gesamte Neubauprojekt begleitet TenneT mit umfassenden Dialog- und Informationsmaßnahmen , um alle Beteiligten kontinuierlich über die aktuellen Planungen zu informieren. Die Inbetriebnahme ist vor 2035 geplant.
Das Bayernwerk plant, vorhandene Hochspannungsleitungen in der Region zu erneuern und zu verstärken: Das Umspannwerk Bruck bei Gendorf soll erweitert werden und eine direkte Anbindung an den Netzknoten Pirach bei Burgkirchen an der Alz erhalten. Dafür will das Bayernwerk die Leitung zwischen Pirach und Bruck ertüchtigen. Auch die beiden Hochspannungsleitungen, die zwischen Pirach und dem Wacker-Standort in Burghausen verlaufen, sollen erneuert werden. Das neue Umspannwerk bei Burghausen, ein Knotenpunkt von Übertragungs- und Verteilnetz, will der Verteilnetzbetreiber mit neuen Hochspannungsleitungen Richtung Simbach und zu den Standorten von Wacker und OMV anbinden. An den Standorten der beiden Unternehmen sind zudem zwei neue Umspannwerke geplant. Noch in diesem Jahr erweitert das Bayernwerk die Kapazitäten der Freileitung zwischen Simbach und Burghausen. Darüber hinaus ist vorgesehen, die Leitungen Töging-Pirach und Töging-Neuötting zu modernisieren. Im Herbst dieses Jahres beginnen die Bauarbeiten an der Leitung Töging-Neuötting. Voraussichtlich 2025 will das Bayernwerk mit der Modernisierung der Freileitung Töging-Pirach beginnen.
Ansprechpartner:
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Bayernwerk Netz GmbH: Johanna Härtl, T +49 941-2 01 76 16, M +49 1522-1 50 43 38, johanna.haertl @ bayernwerk.de
Über TenneT
TenneT ist ein führender europäischer Netzbetreiber. Wir setzen uns für eine sichere und zuverlässige Stromversorgung ein – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Wir gestalten die Energiewende mit – für eine nachhaltige, zuverlässige und bezahlbare Energiezukunft. Als erster grenzüberschreitender Übertragungsnetzbetreiber planen, bauen und betreiben wir ein fast 24.500 Kilometer langes Hoch- und Höchstspannungsnetz in den Niederlanden und großen Teilen Deutschlands und ermöglichen mit unseren 17 Interkonnektoren zu Nachbarländern den europäischen Energiemarkt. Mit einem Umsatz von 10,5 Milliarden Euro und einer Bilanzsumme von 41 Milliarden Euro sind wir einer der größten Investoren in nationale und internationale Stromnetze, an Land und auf See. Jeden Tag geben unsere 7.400 Mitarbeiter ihr Bestes und sorgen im Sinne unserer Werte Verantwortung, Mut und Vernetzung dafür, dass sich mehr als 43 Millionen Endverbraucher auf eine stabile Stromversorgung verlassen können.
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Über die Bayernwerk Netz GmbH
Seit 100 Jahren steht der Name Bayernwerk für eine sichere und zuverlässige Energieversorgung im Freistaat. Die Bayernwerk Netz GmbH nimmt dabei als Netzbetreiber eine Schlüsselrolle ein. Damit jetzt und in Zukunft immer mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, braucht es ein modernes, intelligentes Stromnetz. Deshalb setzt das Unternehmen auf Digitalisierung und Innovation, unterstützt zahlreiche wissenschaftliche Projekte und arbeitet systematisch am Ausbau der Energienetze. Die Bayernwerk Netz GmbH versorgt insgesamt rund sieben Millionen Menschen mit Energie. Sie ist in den bayerischen Regionen Unter- und Oberfranken, Oberpfalz sowie Nieder- und Oberbayern aktiv und damit der größte regionale Verteilnetzbetreiber in Bayern: Das Stromnetz umfasst 156.000 Kilometer, sein Gasnetz 6.000 Kilometer und das Straßenbeleuchtungsnetz 34.600 Kilometer. In den Energienetzen verteilt das Unternehmen zu 75 Prozent elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen. Dafür sorgen über 425.000 dezentrale Erzeugungsanlagen, die in das Netz des Bayernwerks Ökostrom einspeisen. In Nord und Ostbayern versorgt das Unternehmen Kunden auch über sein Erdgasnetz. Die Bayernwerk Netz GmbH ist an mehr als 20 Standorten im Land präsent.