TenneT stellt Vorschlagskorridor für 5. Bauabschnitt der Westküstenleitung vor

Im Rahmen der sogenannten Ergebniskonferenz des Bürgerdialoges stellt der Übertragungsnetzbetreiber TenneT am 08. und 09. Juni 2020 den Vorschlagskorridor für den fünften und letzten Abschnitt der insgesamt 140 Kilometer langen 380-kV-Westküstenleitung vor. Der etwa 16 Kilometer lange, fünfte Abschnitt führt vom Umspannwerk Klixbüll entlang der B5 und östlich an Braderup sowie Süderlügum vorbei bis zur dänischen Grenze. Seit 2018 sind der Übertragungsnetzbetreiber TenneT und die Menschen in Südtondern zu diesem Abschnitt des Netzausbauprojektes im Gespräch. Als Ergebnis dieses Dialogs sowie umfangreicher Prüfungen und Abwägungen von Faktoren wie Umwelt- und Artenschutz und Siedlungsannäherungen wurde der Vorschlagskorridor ermittelt.

„Uns ist wichtig, mit den Menschen in Südtondern weiter im Gespräch zu bleiben und den genauen Leitungsverlauf innerhalb des 250 bis 400 Meter breiten Korridors zu ermitteln“, sagte          TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens, „im weiteren gemeinsamen Dialog wollen wir mit den Menschen die bestverträgliche Lösung finden.“

Dazu finden schon im Sommer Gespräche mit Gemeinden und möglicherweise betroffenen Grundstückseigentümern stattt.

Bei der Ermittlung des Vorschlagskorridors haben die Planer des Übertragungsnetzbetreibers  etwa 130 Hinweise aus der Bevölkerung geprüft. An 21 Informationsveranstaltungen haben seit 2018 mehr als 700 Menschen teilgenommen. Umweltfachplaner untersuchten Raumwiderstände, mögliche Auswirkungen durch die Errichtung einer Freileitung auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Landschaft, Boden sowie kulturelles Erbe. Die Summe aller Abwägungskriterien unter Berücksichtigung rechtlicher Kriterien und einschließlich des Bündelungsgebots linearer Infrastrukturen sowie eine energiebezogene Vorprägung führte die Planer zu der jetzt favorisierten Variante. Zwei weitere Untersuchungsvarianten, die östliche Variante vorbei an Karlum und Westre sowie die westliche bei Humptrup, hatten im Abwägungsvergleich erheblichere Schutzgut-Betroffenheiten.

Im Herbst sollen die ersten Planunterlagen bei der Genehmigungsbehörde zur Prüfung eingereicht werden. Für 2021 wird der Planfeststellungsbeschluss erwartet. 2023 soll der fünfte und letzte Abschnitt der Westküstenleitung in Betrieb gehen, die auf dänischer Seite bis nach Endrup bei Esbjerg weiter verläuft.

Digitales Format

Aufgrund der Versammlungs-Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie hat TenneT ein innovatives, digitales Format für die Bürgerbeteiligung entwickelt, das bei der Ergebniskonferenz zum 5. Bauabschnitt der Westküstenleitung erstmals zum Einsatz kommt. Zunächst wird am 08. Juni ab 14 Uhr ein etwa 30-minütiges Video hochgeladen auf der Website  www.westkueste-dialog-konferenz.de

In dem Info-Film werden der Vorschlagskorridor vorgestellt und auch die Kriterien, die zugrunde gelegt worden sind.

Parallel zum Upload des Videos und auch danach haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit,  Einwände und Fragen vorzubringen. Das ist möglich per E-Mail westkueste-dialog-konferenz @ tennet.eu oder per Telefon 030/587089183, am 08. Juni von 14 bis 20 Uhr, am 09. Juni von 09 bis 20 Uhr.

Die auf diese Weise gesammelten Kommentare und Hinweise werden einer Podiumsrunde vorgelegt, die im Live-Stream unter www.westkueste-dialog-konferenz.de  im Internet  Rede und Antwort steht. Dieser Live-Stream beginnt am 09. Juni, um 18 Uhr. Teilnehmer dieser Podiumsrunde sind Staatssekretär Tobias Goldschmidt, Westküsten-Gesamtprojektleiter Dr. Bernd Brühöfner sowie Umweltplaner Christoph Herden, Geschäftsführer der Molfseer Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung und Burkhard Jansen, Leiter des Fachbereichs Kreisentwicklung, Bauen, Umwelt und Kultur beim Kreis Nordfriesland. Moderiert wird die Podiumsrunde von Nadine Bethge von der Deutschen Umwelthilfe, die den Bürger-Dialog an der Westküste seit 2013 begleitet. Bethge konfrontiert die Podiumsrunde mit den per E-Mail und Telefon gesammelten Bürger-Anmerkungen zum Trassenkorridor.

Die durch die digitale Ergebniskonferenz erhaltenen Hinweise werden im weiteren Planungsverlauf geprüft und dort, wo es möglich ist, berücksichtigt. Bis zum Beginn des Planfeststellungs-verfahrens im Herbst dieses Jahres und auch im anschließenden Genehmigungsverfahren ist eine Bürgerbeteiligung an der Planung weiterhin möglich.

Weiterer Hintergrund zu den anderen Projektabschnitten

Der Abschnitt 1 (Brunsbüttel – Süderdonn, rund 14 Kilometer) ist seit Dezember 2016 in Betrieb. Der Rückbau der ehemals vorhandenen 110-kV-Leitung ist in dem Bereich abgeschlossen.

Der Abschnitt 2 (Süderdonn – Heide, knapp 23 Kilometer) ist seit September 2019 in Betrieb.

Auf fast der kompletten Leitungsstrecke (20,4 km) wird die bestehende 110-kV-Leitung der SH Netz AG auf den neuen Masten in Abschnitt 2 mitgenommen. Die Masten der bisherigen 110-kV-Leitung sind demontiert worden.

Mit dem Bau des Abschnitts 3 (Heide – Husum, knapp 46 Kilometer) wurde im September 2018 begonnen, die Inbetriebnahme ist für Q3/ 2021 geplant. Das Umspannwerk Husum ist nahezu betriebsbereit.

Für den Abschnitt 4 überreichte Schleswig-Holsteins Energiewende-Minister Jan Philipp Albrecht TenneT den Planfeststellungsbeschluss am 29. Januar 2020 in Kiel. Offizieller Baustart war am 11. Mai 2020, geplante Fertigstellung ist in Q3/2022. Offizieller Baustart für das zu diesem Abschnitt gehörende Umspannwerk Klixbüll war ebenfalls Anfang Mai 2020.

Die etwa 140 Kilometer lange Westküstenleitung ist ein europäisches Vorrangprojekt (Project of Common Interest, PCI). PCI-Projekte dienen dazu, die energie- und klimapolitischen Ziele in Europa zu erreichen und sind wichtige Bausteine der Energieunion der Europäischen Union (EU). Vorhaben, die in diese Liste aufgenommen wurden, sind aus energiepolitischer Sicht der EU erforderlich und haben einen besonderen Vorrangstatus.

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