Kopenhagen, 9. April 2025. Am Rande der Fachmesse WindEurope 2025 wurden heute auf einer Pressekonferenz die ersten Ergebnisse einer Pilotstudie vorgestellt. Diese wurde von der Offshore TSO Collaboration (OTC) im Hinblick auf die Entwicklung eines robusten Offshore-Netzes in der Nordsee erarbeitet. Die Analyse der Studie kommt zu dem Schluss, dass die Nordsee als "grünes Kraftwerk" Europas eine entscheidende Rolle bei der Sicherung einer unabhängigen, bezahlbaren und dekarbonisierten Energieversorgung des Kontinents spielen wird.
Gemeinsame Netzentwicklung
In den vergangenen drei Jahren haben die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB), die Offshore-Netzanschlüsse in der Nordsee, der Irischen See und der Keltischen See realisieren, zusammengearbeitet, um die Infrastrukturentwicklung im Einklang mit den Zielen der Erklärungen von Esbjerg und Ostende (NSEC - North Sea Energy Cooperation) voranzutreiben. Beide Erklärungen zielen darauf ab, die Offshore-Windkapazität der Nordsee deutlich zu erhöhen. Die ersten Ergebnisse der gemeinsamen Studie zeigen, dass ein regionaler Ansatz für die Entwicklung des Offshore-Netzes in der Nordsee sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile für alle Europäer bieten kann.
Die Analyse enthält eine Netzkarte, die erfolgversprechende grenzüberschreitende Projekte aufzeigt. Diese Projekte werden nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines umfassenderen regionalen Offshore-Netzes in der Nordsee, wodurch Synergien möglich und Kosteneffizienz maximiert werden. Die erforderlichen Netzverstärkungen an Land werden in dieser Analyse nicht berücksichtigt, da sie in anderen Planungsprozessen behandelt werden. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines bezahlbaren, sicheren und zuverlässigen Offshore-Systems, das die Energieversorgung und Unabhängigkeit Europas stärkt und gleichzeitig die Dekarbonisierungsziele unterstützt.
Ein gemeinsamer Planungsprozess
Das OTC beabsichtigt, eine Reihe dieser konzeptionellen Projekte in den Zehnjahres-Netzentwicklungsplan (TYNDP) 2026 der ENTSO-E (Verband europäischer ÜNB) aufzunehmen. Diese Projekte könnten als Grundlage für gemeinsame Verhandlungen über die Kostenteilung zwischen den beteiligten Ländern dienen. Darüber hinaus schlägt das OTC einen regionalen Planungsprozess vor, der einen von den Regierungen befürworteten regionalen Ansatz unterstützen und bestehende Pläne wie den Zehnjahres-Netzentwicklungsplan (TYNDP) und den eingebetteten Offshore-Netzentwicklungsplan (ONDP) sowie nationale Prozesse ergänzen könnte. Dies würde zu einer besseren Koordination und Effizienz führen.
Das OTC betont, dass die Entwicklung einer robusten Offshore-Infrastruktur für die Energiezukunft Europas von entscheidender Bedeutung ist. Mit kontinuierlicher politischer Unterstützung und in verstärkter Zusammenarbeit kann Europa seine ehrgeizigen Pläne für ein robustes, vernetztes Energiesystem in der Nordsee vorantreiben und sich als führend im Bereich der Offshore-Windenergie positionieren.
Die Ergebnisse und die nächsten Schritte wurden auf der Pressekonferenz unter Beteiligung der CEOs der OTC-ÜNB vorgestellt: Manon van Beek, CEO von TenneT Holding; Bernard Gustin, CEO der Elia Group (Elia Belgien & 50Hertz); Thomas Egebo, CEO von Energinet; Tim Meyerjürgens, CEO von TenneT Germany; Michael Mahon, Chief Infrastructure Officer von EirGrid; Elisabeth V. Vardheim, CEO von Statnett; Fintan Slye, CEO von NESO; Peter Barth, Geschäftsführer von Amprion Offshore, Ben Wilson, Präsident von National Grid Ventures, und Regis Boigegrain, Executive Director of Interconnections & Offshore Grid bei RTE France.
Die Kernbotschaften der CEOs:
Während der heutigen Pressekonferenz betonten die CEOs der OTC die Bedeutung einer einheitlichen und effizienten Offshore-Netzentwicklungsstrategie für die Nordsee. Das Ziel dieser Strategie ist es, den Nutzen für die Energiesicherheit, Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit Europas zu maximieren. Der Kontinent sieht sich mit sich gegenseitig überlagernden klimapolitischen, energiepolitischen, geopolitischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen konfrontiert. Die Notwendigkeit einer größeren Energieunabhängigkeit und -resilienz war noch nie so dringend wie heute.
Um diese Ziele zu erreichen, betonten die CEOs, dass die Energieunabhängigkeit vom Offshore-Ausbau ausgehen muss und dass es in Europa keine erfolgreiche Energiewende geben wird, ohne das Windpotenzial unserer Meere zu erschließen. Dafür sind Offshore-Windparks und Netze erforderlich, die sie mit dem Festland verbinden. Die Nordsee birgt ein enormes Potenzial für die Versorgung Europas mit zuverlässiger, sauberer und erschwinglicher Energie. Um dieses Potenzial zu erschließen, sind jedoch koordinierte europäische Maßnahmen und die Entwicklung der erforderlichen Offshore- und Onshore-Infrastruktur erforderlich, um Offshore-Windenergie von den Erzeugungsstandorten zu den Verbrauchszentren an Land zu transportieren. Die CEOs betonten, dass Zusammenarbeit von grundlegender Bedeutung ist, da die erneuerbaren Energiequellen in Europa ungleichmäßig verteilt sind. Grenzüberschreitende Offshore-Projekte sind unerlässlich, um das europäische Stromsystem zu stärken und die effiziente Energiezirkulation über nationale Grenzen hinweg sicherzustellen.
Die CEOs betonten die bedeutenden wirtschaftlichen Chancen, die sich aus der Offshore-Windenergie für Europa ergeben. Sie forderten außerdem eine rasche Erweiterung der Lieferketten für die Offshore-Windindustrie. Dazu seien europäische Standorte für die Herstellung von Turbinen, Kabeln, Plattformen und anderen Komponenten erforderlich, wodurch bis zu 300.000 Arbeitsplätze geschaffen werden könnten.
Die CEOs wiesen auch darauf hin, dass Europa einen stabilen Rechts- und Regulierungsrahmen braucht, der größere Investitionen anzieht und die Position des Kontinents als technologischer Vorreiter im Bereich Offshore-Windenergie stärkt. Ein solcher Rahmen wird dazu beitragen, die Branche zu vergrößern und sicherzustellen, dass Europa seine Führungsposition in diesem Sektor behält.
Die Übertragungsnetzbetreiber haben bereits das weltweit größte zusammenhängende Stromverbundnetz ermöglicht. Die CEOs betonten die Notwendigkeit einer politischen und regulatorischen Angleichung, um die Wertschöpfung der nördlichen Meere zu erschließen. Sie forderten eine neue Planungsebene, die von den Regierungen gebilligte regionale Ansätze unterstützen könnte, um die Offshore-Entwicklung zu beschleunigen und bestehende nationale Planungsprozesse mit einer ganzheitlichen Perspektive auf den Offshore-Bereich zu verbessern.
Ihre Botschaft war eindeutig: Es ist jetzt an der Zeit zu handeln, und sie sind bereit, in enger Zusammenarbeit mit den Staaten, den Regulierungsbehörden und den Energieerzeugern eine nachhaltige und vernetzte Offshore-Zukunft für Europa zu planen, zu koordinieren und zu verwirklichen.
Über die Offshore TSO Collaboration (OTC):
Die OTC wurde 2022 gegründet und besteht aus Übertragungsnetzbetreibern aus den nördlichen Meeren, die gemeinsam an der Entwicklung einer nachhaltigen Offshore-Netzinfrastruktur arbeiten. Das Ziel der OTC ist die Etablierung der Nordsee als Drehscheibe für erneuerbare Energien sowie die Unterstützung der europäischen Ziele in Bezug auf Energiesicherheit und Dekarbonisierung. Die Zusammenarbeit dieser Unternehmen zielt auf die Entwicklung von Offshore-Netzen in der Nordsee sowie die Unterstützung der politischen Ziele der Esbjerg-Erklärung (2022) und der Ostende-Erklärung (2023) ab.
Die Mitgliedsunternehmen sind: 50Hertz (Deutschland); Amprion (Deutschland); Creos (Luxemburg); EirGrid Group (Irland); Elia (Belgien); Energinet (Dänemark); NESO (Großbritannien), National Grid (Großbritannien); RTE (Frankreich); Statnett (Norwegen); TenneT Holding (TenneT Niederlande und TenneT Deutschland), TenneT Germany (Deutschland).
Pressekontakte deutscher ÜNB:
TenneT: Mathias Fischer, mathias.fischer @ tennet.eu +49 151 27657832
50 Hertz: Volker Gustedt, volker.gustedt @ 50hertz.com +49 151 55377634
Amprion: Tobias Burgholz, tobias.burgholz @ amprion.net +49 173 4652396