Die Novelle des Windenergie auf See-Gesetzes ist eine große Chance für Klimaschutz und Beschäftigung

Aktuell laufen die voraussichtlich letzten Gespräche über die Novelle des Windenergie auf See-Gesetzes, für die in Kürze eine Entscheidung erwartet wird. Aus Sicht des Windindustrieverbands und Wasserstoffnetzwerks WAB e.V. kann die Neufassung des Gesetzes ein großer Wurf werden, wenn sie das Votum des Bundesrats berücksichtigt, den CO2-Fußabdruck zum Vergabekriterium für künftige Windparks auf Nord- und Ostsee zu machen. So tragen Offshore-Windparks schon vor der Inbetriebnahme und bis zum Rückbau zum Klimaschutz bei. Darüber hinaus ist die Unterstützung des Bundes für mehr Hafenkapazitäten und den Spezialschiffbau sowie eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive entscheidend, um die angestrebte Windenergieversorgung nach dem Ausbau-Stopp der letzten Jahre sicherzustellen.

"Wir teilen die Ansicht des Bundesrats und unterstützen qualitative Ausschreibungskriterien, die sich an den Erfordernissen des Klimaschutzes orientieren und System-stabilisierend wirken. Wir haben uns von Beginn der Diskussionen für diese und weitere Ausschreibungskriterien eingebracht und freuen uns über die Unterstützung", sagt WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler. Der Bundesrat hat im Mai gefordert, den CO2-Fußabdruck eines Windparks sowie die Systemdienlichkeit seines Betriebs und die Bereitstellung von Systemdienstleistungen zu Kriterien für die Vergabe von Flächen auf See zu machen. "Der CO2-Fußabdruck im Produktlebenszyklus von Gewerken ist ein geeignetes Kriterium, um sowohl den Klimaschutz bereits bei der Errichtung zu berücksichtigen als auch regionale Aktivitäten zu stärken", sagt Heike Winkler. "Kurze Lieferketten senken die Risiken beim geplanten Ausbau und stärken die Nachhaltigkeit der europäischen Zulieferindustrie. Regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze erhöhen die Resilienz, die Realisierungswahrscheinlichkeit sowie die Akzeptanz der Windenergie auf See und senken die Stromgestehungskosten", so die WAB-Geschäftsführerin.

Für eine sichere Umsetzung der geplanten Ausbauziele müssen zudem prioritär drei Engpässe beseitigt werden: die Hafen- und Werftenkapazität für die Offshore Windindustrie, die Kapazitäten des Spezialschiffbaus und die Zahl der qualifizierten Fachkräfte.

"Häfen- und Werftstandorte haben eine strategische Bedeutung, um Klimaschutz mit Wertschöpfung und Beschäftigung zu verbinden", sagt Heike Winkler. Zuletzt wurden zahlreiche Windparks auf See von Dänemark oder den Niederlanden aus installiert. Beide Nachbarländer haben ihre Ausbaupläne für die Windenergie auf See zuletzt beschleunigt. Für den Ausbauplan der Bundesregierung für die Offshore Windenergie als auch für den Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft für die Energiewende an Land und auf See sind unsere Häfen als Umschlagsort, als Basishafen, als Servicestützpunkt sowie für den Rückbau und das Recycling unverzichtbar. Die Bundesregierung sollte daher Hafen- und Werftstandorte bei Investitionen in ihre Infrastruktur unterstützen und flexible Finanzierungsinstrumente zur Verfügung stellen - für die maritime Industrie, den Spezialschiffbau sowie für die Offshore Wind Zulieferindustrie. Ebenfalls wichtig: Planungs- und Genehmigungsverfahren weiter beschleunigen.

Es ist aus Sicht der WAB angesichts der Flächenknappheit in Nord- und Ostsee ratsam, Repowering auch auf See zu ermöglichen, um ältere Offshore-Windparks auf modernere Technologie umrüsten zu können - auch gegebenenfalls mit der Installation neuer Gründungen. So lassen sich mehr Kilowattstunden auf derselben Fläche erzeugen.

Zudem fehlt nach wie vor ein regulatorischer Rahmen für "grünen" Wasserstoff. Dies erschwert sofortige Investitionsentscheidungen. Mit einem "Sprinterprogramm", welches den Markthochlauf begünstigen würde, sollte aus Flächeneffizienzgründen die Herstellung von Wasserstoff aus "grüner" Offshore Windenergie mit einer Elektrolyseurleistung von 2 Gigawatt bis 2030 ermöglicht werden.

"Wir brauchen Strom und grünen Wasserstoff, um die Energiewende auch für die Industrie und den Wärmebereich zu schaffen. Die Wasserstofferzeugung in der Nord- und Ostsee bietet großartige Chancen für den Ausbau der Elektrolyse-Kapazität für die Ziele der nationalen und europäischen Wasserstoffstrategie, wenn sie zu wirtschaftlichen Bedingungen ermöglicht wird. So unterstützt sie auch die Offshore-Windenergie-Entwicklung in Deutschland", so Heike Winkler.

Foto der WINDFORCE Conference 2022: (c) WAB/Wirrwa

Über WAB e.V.:

Die WAB mit Sitz in Bremerhaven ist bundesweiter Ansprechpartner für die Offshore-Windindustrie, das Onshore-Netzwerk im Nordwesten und fördert die Produktion von "grünem" Wasserstoff aus Windstrom. Dem Verein gehören rund 250 kleinere und größere Unternehmen sowie Institute aus allen Bereichen der Windindustrie, der maritimen Industrie sowie der Forschung an. www.wab.net

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