Bremerhaven, 10. November 2020. Welches Potential bietet die „grüne“ Wasserstoffwirtschaft für die Hafenstädte Bremerhaven und Cuxhaven? Dieser Frage stellten sich sieben Experten aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Verwaltung. Organisiert wurde der 11. Wind- und 1. Wasserstoffgipfel des Presseklubs Bremerhaven Unterweser e.V. zusammen mit dem Wind- und Wasserstoffcluster WAB e.V. und der Wirtschaftsförderung Cuxhaven.
Aufgrund der anhaltenden Corona-Infektionsgefahr mussten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der sonst physisch gut besuchten jährlichen Netzwerkveranstaltung des Presseklubs mit einem Online-Event begnügen. Dieses wurde moderiert von Stefan Hackenberg, Journalist und zweiter Vorsitzender des Presseklubs Bremerhaven-Unterweser und Heike Winkler, WAB-Geschäftsführerin und Mitglied im Vorstand des Presseklubs. WAB-Kommunikationsmanager Hans-Dieter Sohn übernahm die Rolle des "Schattenmoderators" und integrierte souverän die Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Chat.
Mit den Industrievertretern aus Bremerhaven und Cuxhaven Markus Lesser, Vorstandsvorsitzender der PNE AG, Paul Schneider von EWE Gasspeicher / EWE AG, Kevin Vincent Schalk vom Fraunhofer IWES und gleichzeitig Vertreter des Vereins H2BX - Wasserstoff für die Region Bremerhaven e. V und Dr. Aris Gkountaras von Siemens Gamesa Renewable Energy, konnten viele relevante Aspekte umfassend diskutiert werden. Ergänzt durch die Fragen aus dem Chatroom, bot sich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein umfassendes Bild zu den aktuellen Entwicklungen und wichtigen nächsten Schritten im Bereich des „grünen“ Wasserstoffs.
Markus Lesser von der PNE AG und WAB-Vorstandsmitglied machte deutlich, warum sich die Windenergie an Land und auf See besonders gut für die Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff eignet und wie der Markt für den sogenannten „Champagner“ der Energiewende aussieht. Der CEO von PNE zeigte auf, dass beim Aufbau des Wasserstoffmarktes eine besonders gute Chance für kleine und mittelständische Unternehmen für die Integration in die Wertschöpfungskette besteht, wenn der regulatorische Rahmen eine wettbewerbsfähige Grundlage für die Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff erlaubt.
Paul Schneider von EWE Gasspeicher erklärte, dass Norddeutschland besondere Vorzüge für die Erzeugung und vor allem die Speicherung mit den Kavernen von EWE für „grünen“ Wasserstoff mitbringt. Norddeutschland sei auch international betrachtet ein sehr wettbewerbsfähiger Standort für einen Erzeugungsmarkt für „grünen“ Wasserstoff, für den sich die EWE AG stark mache. Eine übergreifende Zusammenarbeit aller involvierten Ministerien war sein Wunsch in Richtung Politik. Kevin Vincent Schalk vom Fraunhofer IWES und gleichzeitig Vertreter des Vereins H2BX skizzierte die Bedeutung der Forschung in diesem Bereich und berichtete zum aktuellen Projekt des Fraunhofer IWES im Bremerhavener Fischereihafen. Er erklärte er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass es viele weitere Pilotprojekte brauche.
Dr. Aris Gkountaras von Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE) hat seinen Schwerpunkt u.a. Netzintegration von Windenergie und ist Experte für Umrichter Technologie. Er kennt sich auch mit dem Thema Wasserstoff sehr gut aus. Er brachte den Gästen des Wind- und Wasserstoff-Gipfels die Standorte von SGRE nahe. Das Unternehmen hat weltweit mehr als 25.000 Mitarbeiter und ist Weltmarktführer im Offshore-Wind-Bereich mit einem großen Werk in Cuxhaven, wo mittlerweile bereits 500 Offshore-Windkraftanlagen gebaut wurden. Er stellte heraus, dass es auch möglich ist Elektrolyseure in Windenergieanlagen zu bauen. SGRE hat zum Thema Wasserstoff ein laufendes Pilotprojekt in Brande, Dänemark, und will die Kombination Onshore-Wind und Offshore-Wind mit „grünem“ Wasserstoff voranbringen.
Uwe Santjer, der Oberbürgermeister der Stadt Cuxhaven und Nils Schnorrenberger, Geschäftsführer der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH sowie Marc Itgen, Geschäftsführer der Agentur für Wirtschaftsförderung Cuxhaven, machten klar, dass wir noch am Anfang einer spannenden Entwicklung stehen. Es gibt noch einige wichtige Schritte zu gehen, um ein wirtschaftliches Potenzial für die Region zu heben.
Oberbürgermeister Uwe Santjer verdeutlichte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass es darum gehe, ob die Politik die Energiewende jetzt wolle oder nicht und ob wir jetzt die Klimaerwärmung begrenzen wollen oder nicht. Auch er wünscht sich mehr Unterstützung aus der Politik. Er hat sich bereits im Rahmen des Cuxhavener Appells für die Offshore-Windkraft eingesetzt. „Wir werden das im Norden nur gemeinsam hinkriegen. Wenn wir das voranbringen wollen, müssen wir das gemeinsam machen. Wir haben hier an der Küste eine herausragende Position. Es ist die Zukunft und daran müssen wir arbeiten: Riesige Chancen“, fasst Uwe Santjer das Thema des Abends zusammen.
Nils Schorrenberger begleitete bereits die Entstehung der Offshore-Windkraft mit dem Windenergienetzwerk WAB und möchte diese wertvollen Erfahrungen nun in den Aufbau der Wasserstofferzeugung einbringen und so den einen oder anderen Fehler im Vorfeld vermeiden. „Wenn wir die Herausforderungen betrachten mit den wir es zu tun haben, dann ist die erste Aufgabe Forschung und Entwicklung zu betreiben. Wir sind noch nicht soweit, dass wir eine ausgereifte Technologie haben. Wir haben noch nicht die notwendige Regulatorik und wir haben noch nicht die Wirtschaftlichkeit. Wir benötigen Geld und Kapazitäten für Forschung und Entwicklung“, erklärt Nils Schnorrenberger. Bremerhaven sei in der positiven Lage mit dem Fraunhofer IWES in diesem Bereich sehr gut aufgestellt zu sein. „Es werden nicht alle Funktionen an jedem Standort abgebildet werden können“, so der Geschäftsführer der bis. Hier bedürfe es einer Abstimmung der Küstenstandorte, wer sich auf welches Thema spezialisieren und konzentrieren wird. Zunächst gilt es, die Wirtschaftlichkeitsfrage zu lösen.
Marc Itgen beleuchtet das breite Spektrum, welches Cuxhaven für die Wasserstoffentwicklung anzubieten hat. „Die Rahmenbedingen müssen stimmig aufgesetzt werden und bitte nicht erst die Wirtschaft machen lassen und dann bei den Rahmenbedingungen nachjustieren“, erklärt er. Wir müssen jetzt die Chancen nutzen, ganz pfiffig sein und einander zuhören und das Netzwerk für zielführende Unterhaltungen nutzen“, erläutert er weiter. Er vermutet die Mobilität als erstes relevantes Anwendungsfeld für „grünen“ Wasserstoff und spricht sich gerade jetzt gegen „Inseldenken“ aus.
Über den Presseklub Bremerhaven-Unterweser e.V.
Der Presseklub vernetzt Medienschaffende und Interessierte der Region Weser-Elbe-Jade miteinander. Bein den Veranstaltungen und Exkursionen werden Hintergrundinformationen gegeben. Der Meinungsaustausch und Wissenstransfer steht im Vordergrund. Zusätzlich wird seit 1992 jährlich ein Journalistenpreis ausgelobt.
Über die WAB
Die WAB mit Sitz in Bremerhaven ist bundesweiter Ansprechpartner für die Offshore-Windindustrie, das Onshore-Netzwerk im Nordwesten und fördert die Produktion von „grünem“ Wasserstoff aus Windstrom. Dem Verein gehören rund 250 kleinere und größere Unternehmen sowie Institute aus allen Bereichen der Windindustrie, der maritimen Industrie sowie der Forschung an.
Kontakt
Hans-Dieter Sohn | Senior Communications and Marketing Manager WAB e.V. | +49 173 2382802 | hans.sohn @ wab.net