Berlin/Bremerhaven/Frankfurt a.M./Hamburg/Husum/Rostock/ 03. September 2019. Angesichts des diesen Donnerstag in Berlin stattfindenden Windgipfels mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier fordert die Offshore-Windenergiebranche die sofortige Realisierung des Sonderbeitrages Offshore-Windenergie. „Um die Wind-Wertschöpfung nicht weiter zu gefährden und die Erreichung der Klimaschutzziele bis 2030 sicherzustellen, benötigt die Branche jetzt verlässliche, langfristige Rahmenbedingungen. Das beinhaltet die Anhebung der Ausbauziele insgesamt und die erforderlichen regulatorischen Anpassungen für die Realisierung des Sonderbeitrages Offshore-Windenergie noch in diesem Jahr“, erklärten die Branchenvertreter.
Ein verlässlicher Rahmen und ambitionierte Ausbauziele sind notwendig, so dass sich Investitionen in deutsche Standorte wieder lohnen und Arbeitsplätze gesichert werden. Die Lücke im Offshore-Ausbau, wie sie ab 2020 kommt, ist industriepolitisch nicht zu verantworten. „Deutschland sollte wieder die Spitzenposition einnehmen. Deshalb braucht es zumindest eine zeitnahe Umsetzung des angekündigten Sonderbeitrags“, so die Branchenvertreter weiter. Eine bessere Produktionsauslastung der Hersteller steigert die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte, sichert die Perspektive der Unternehmen über die gesamte Wertschöpfungskette und ermöglicht die Realisierung des Exportpotentials auf dem wachsenden Weltmarkt. „Der im Koalitionsvertrag vorgesehene Sonderbeitrag der Offshore-Windenergie muss jetzt kommen“, so die Branchenvertreter.
Ein solches energie- und industriepolitisches Signal, die Umsetzung des im Koalitionsvertrag beschlossenen Sonderbeitrags, kann den eingetretenen „Fadenriss“ beim heimischen Ausbau der Windenergie auf See zumindest abmildern.
Den politischen Willen vorausgesetzt, sind technische und wirtschaftliche Machbarkeit gegeben, um den Offshore-Sonderbeitrag als Teil der Koalitionsvereinbarung zügig umzusetzen. Die heimische Offshore-Windindustrie ist kurzfristig bereit, die konkrete Umsetzung im Gespräch mit dem Gesetzgeber zu erörtern. Auch die zuständigen Übertragungsnetzbetreiber haben wiederholt die Realisierbarkeit des Sonderbeitrags aus Netzsicht bestätigt.
Um den Sonderbeitrag als kurzfristige Maßnahme wirksam werden zu lassen ist es erforderlich, noch im Jahr 2019 die rechtlichen Voraussetzungen für eine Ausschreibung der Flächen für Anfang des Jahres 2020 zu schaffen.
Die Inbetriebnahme der Projekte im Rahmen des Sonderbeitrages könnte bereits ab 2023 beginnen. Mit einem Beitrag von bis zu 2 GW lassen sich die freien Konverterkapazitäten volkswirtschaftlich sinnvoll nutzen. Derzeit ist im sogenannten Cluster 3 das Netzanschlusssystem NOR 3-3 (DolWin6), nach der Inbetriebnahme des entsprechenden Konverters, über mehrere Jahre mit weniger als 30 Prozent ausgelastet. Darüber hinaus kommt in der Ostsee die Fläche des kürzlich genehmigten Projekts Gennaker (Leistung knapp 1 GW) in Betracht. Hier könnte bis 2024/2025 ein Netzanschlusssystem errichtet und in Betrieb genommen werden. Der Anschluss der Fläche O-1.3 (Potenzial: 300 MW) könnte vorgezogen werden.
Deutlich weniger sinnvoll, da erst später wirksam, wäre eine Erhöhung des Ausschreibungsvolumens 2021 um bis zu 2 Gigawatt. Anlagen auf den genannten Flächen würden dann dennoch früher als derzeit geplant realisiert (im Jahr 2024 in der Nordsee, 2025 in der Ostsee).
Angesichts der aktuellen Diskussionen über die Ausbaupfade für Erneuerbare Energien zur Erreichung von 65 Prozent im Stromsektor bis zum Jahr 2030, ist eine Erhöhung der Ausbauziels für die Windenergie auf See und der hier eingeforderte Sonderbeitrag unumgänglich. Qualifizierte Windindustrie-Arbeitsplätze können mit dem Sonderbeitrag und ambitionierteren Ausbauzielen gesichert werden. „Das Klimakabinett muss bei seiner Sitzung am 20. September die entsprechenden Weichen dafür stellen“, so die Branchenvertreter.
Die deutsche Offshore-Windindustrie steht heute für 24.500 Arbeitsplätze mit einem Potenzial von 35.000 Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2035. Der Windstrom vom Meer ist kostengünstig und annähernd das ganze Jahr verfügbar. Bis zum Jahr 2030 kann die Industrie mindestens 20 GW realisieren, bis 2035 sind es mindestens 30 GW.